Zitatwürdiges

Aus diesem kleinen Buch1) kann man entnehmen, dass es nichts Unnützeres gibt als das Geschichtsstudium, wenn man es in der üblichen Art betreibt. Andererseits soll es nichts Nützlicheres geben als ein richtig durchgeführtes Geschichtsstudium. Es bringt keinen Gewinn, wenn man das Gedächtnis vollstopft mit Jahreszahlen, Jahrhunderten, Olympiaden, Epochen, einer Unzahl von Kaiser- und Königsnamen, von Konzilien, Häresien und darüber hinaus mit zahllosen Ereignissen und Heldentaten. Diese Art allein mit dem Gedächtnis zu lernen, verdient nicht einmal den Namen von Geschichtswissenschaft. Wissen bedeutet, die Ursachen und Gründe der Dinge zu kennen. Geschichte kennen bedeutet, die Menschen zu verstehen, welche ihren Gegenstand bilden, und sie klug zu beurteilen. Geschichte studieren bedeutet, die Motive, Ansichten und Leidenschaften der Menschen kennenzulernen, um alle ihre Pläne, Wege und Umwege zu verstehen und letzlich alle die Täuschungen, die sie dem Geist vorzumachen und die Überraschungen, die sie dem Herzen beizubringen wissen.

Bis hierhin eigentlich ein tolles Zitat - nur der nächste Satz macht einiges wieder zunichte, da man aus der Geschichte lernen will:

Kurz gefasst: Es geht darum, sich in den anderen zu erkennen; es geht darum, in Heiligen und vorbildlichen Personen Anlass zur Erbauung zu finden, bei bösartigen und lasterhaften Menschen zu lernen, was man vermeiden sollte, und überhaupt, wie man sich bei günstigen oder ungünstigen Schicksalswendungen verhalten muß.2)
1)
ie. Anonymus: De l'usage de l'histoire. Paris 1671.
2)
Jean Mabillon: Über das Studium der Mönche. Ed. Cyrill Schäfer. St. Ottilien 2008.

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users/rosenke/blog/20090419-zitatwuerdiges.txt · Last modified: 2009-04-19 22:20 by rosenke
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